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Zuhören und Fragen stellen – die Grundkompetenz im Coaching

Mit den Coaching Tools ist es ein bisschen wie mit Wasserwaagen, Sägen, Bohrern und sonstigen Gerätschaften, mit denen ein Handwerker hantiert. Es ist schön sie zu haben. Aber jedes Werkzeug ist nur so gut wie der Handwerker, der es benutzt. Ich kenne einen Zimmermann, der alle Balken und Bretter für ein Holzhaus mit einer einfachen Kettensäge zuschneiden musste, weil es im Wald keinen Stromanschluss für seine teuren Präzisionssägen gab. Das Haus wurde trotzdem gut. Weil er sein Handwerk verstand. Wäre das nicht der Fall, hätten die besten Werkzeuge auch nichts genützt. Mit dem Coach ist es ähnlich. Damit er seine Werkzeuge gut einsetzen kann, sollte er sein Handwerk verstehen. Was also macht den guten Coach aus? Aus meiner Sicht vor allem eine besondere Kunst der Gesprächsführung, die auf zwei Säulen ruht: Dem aufmerksamen empathischen Zuhören und dem absichtsvollen, geschickten und mitunter durchaus überraschenden Fragen. Durch offenes und urteilsfreies Zuhören kann sich der Coach in seinen Klienten hineinversetzen und meldet ihm das auch zurück. Er hält dabei doch genug Abstand, um ihm durch seine Fragen neue Perspektiven zu öffnen. Was das für Fragen sind? Angenommen der Klient berichtet über Schwierigkeiten mit seinen Kollegen. Die Frage „Was könnten Sie tun, um ihre Situation erheblich zu verschlimmern?“ lenkt den Blick auf das eigene destruktive Verhalten und regt zum Nachdenken über sinnvolle Alternativen an. Die Frage „wie sieht ihr Verhalten wohl aus der Sicht Ihres Kollegen aus?“ lädt dazu ein, von einem ungewohnten Standpunkt aus neue Erkenntnisse zu gewinnen. All das und noch viel mehr dient dem Ziel, den Klienten in seiner Selbstwirksamkeit zu unterstützen. Der Klient soll zum Akteur werden. Er selber entwickelt und findet die Lösungen für sein Problem. Der Coach stellt ihm eine Struktur zur Verfügung, die das ermöglicht. Denn fertige Lösungen, die uns von anderen präsentiert werden, können niemals die gleiche Begeisterung auslösen wie die Ideen, die wir selbst entwickelt haben. Das Berufsziel oder die Neuorientierung, die ich selbst entwickle, werde ich mit ganz anderer Begeisterung verfolgen als gutgemeinte Vorschläge von anderen. Ich könnte es mir jetzt leicht machen und sagen: mein Lieblingstool im Coaching ist die Kunst der Gesprächsführung. Aber das wäre geschummelt. Denn eine gute Gesprächsführung versetzt mich erst in die Lage, meine Coaching-Werkzeuge sinnvoll zu benutzen. Welche ich besonders mag, darüber an anderer Stelle mehr. nächsten Beitrag mehr.

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Das Innere Team im Coaching

Wer kennt das nicht. Da geht man an der Eisdiele vorbei. Sieht alles so lecker aus, und dann ist da so eine innere Stimme, die sagt: „Ja, aber der Zucker!“Und dann ich: „Ja, aber so lecker!Und die Stimme: „Ja, aber meine schlanke Linie!“ Das Leben könnte so einfach sein. Wenn wir immer klare Entscheidungen treffen könnten, immer genau wüssten, was zu tun ist und einer klaren inneren Stimme folgen würden. Jeder weiß, so einfach ist es nicht. Denn statt der einen klaren Stimme ist da oft ein Gewirr von unterschiedlichen Standpunkten. „Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus“, schrieb Sigmund Freud Anfang des 20. Jahrhunderts. Nein, denn in diesem Haus tummelt sich eine ganze Schar von Bewohnern mit unterschiedlichen Meinungen und Bedürfnissen.Der gesundheitsbewusste Zuckerverächter zählt da noch zu den harmloseren Vertretern. Unangenehmer ist der innere Kritiker, der gerne dann seine Stimme erhebt, wenn etwas schiefgelaufen ist und sich auch ansonsten bemüht das Ich als Hausherren ordentlich fertig zu machen. „Selber schuld. Hab ich total vermasselt. Hätte ich doch besser wissen müssen. Wenn ich nur nicht… Hätte ich doch damals… Wärst du nur…“ Oder den blockierenden Pessimisten. „Brauchst du dich gar nicht erst zu bewerben auf die Stelle, die nehmen dich sowieso nicht.“ Ganz zu schweigen von dem chronischen Selbstzweifler: „Du kannst es nicht. Du bist nicht gut genug.“ Das sind nur einige Beispiele von inneren Dialogen, wie sie in allen Menschen ablaufen. Manchmal liegen sie offen zu Tage. Das sind dann Zustände des Vor-Sich-Hingrübelns oder quälende Momente des Selbstzweifels. Manchmal melden sich diese inneren Stimmen aber auch so schnell oder leise zu Wort, dass wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen. Die widerstreitenden Standpunkte in uns äußern sich dann nur in einer Unfähigkeit klare Entscheidungen zu treffen, im Zögern, in einem unbestimmten Gefühl von Unzufriedenheit. Sie können sich auch in plötzlichen Wutausbrüchen oder anderen Äußerungen innerer Unausgeglichenheit manifestieren. Denn Unentschlossenheit und fehlender emotionaler Balance liegen oft versteckte Konflikte zwischen widerstreitenden inneren Stimmen und damit verbundenen Bedürfnissen zu Grunde. Je wichtiger die Frage, vor der wir stehen, umso schwieriger wird es dann klare Entscheidungen zu treffen.  Hier setzt das Modell des Inneren Teams von Schulz von Thun an. Es bietet eine großartige Möglichkeit, sich dieser Vielfalt an Standpunkten und dahinterliegenden Bedürfnissen bewusst zu werden, Abstand zu gewinnen und dadurch wieder handlungsfähiger zu werden. Wenn wir mit diesem Modell arbeiten, lassen wir eine nach der anderen die inneren Stimmen zu Wort kommen, die sich zu einer bestimmten Situation oder Fragestellung melden. Jede erhält eine eigene Identität und wird als kleine Figur mit einer Botschaft aufgemalt.Nehmen wir das Beispiel einer Frau, die nicht nein sagen kann, wenn sie von Kollegen im Büro gebeten wird, noch schnell etwas für sie zu erledigen. Das führt zu immer mehr Arbeit und zur ständigen Überschreitung der eigenen Grenzen, zu Stress und irgendwann in den Burn-Out. In dem inneren Team dieser Person – ein realer Fall – meldet sich eine „Harmoniebedürftige“ zu Wort und gibt die Botschaft aus „Mach es allen Recht“. Dahinter kann die Frau leicht das Bedürfnis erkennen, von allen geliebt zu werden. Streit will sie deshalb auf jeden Fall vermeiden. Etwas leiser im Hintergrund lässt sich ein „Ressourcenwächter“ vernehmen, der nicht wirklich zu Wort kommt. Er hat die Botschaft „Du kannst das nicht alles schaffen. Achte auf Dich selber“. Dann taucht eine dritte Stimme auf. „Dein Leben dreht sich nicht um dich“. Das ist die Aufopferungsvolle, die das Bedürfnis hat, anderen zu helfen. Zu ihr findet sich noch eine versteckte Gegenspielerin, eine Freiheitsliebende mit der Botschaft „Lass alles stehen und liegen und gehe auf Weltreise“. Wie genau wir jetzt im Coaching mit so einer Konstellation weiterarbeiten, das würde den Rahmen dieses kurzen Textes sprengen. Aber allein die Tatsache, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse so klar geordnet in den Raum zu stellen hilft der Klientin schon wieder handlungsfähiger zu werden.Mit dem inneren Team erschaffen wir ein Modell der unterschiedlichen Stimmen und Bedürfnisse unseres Innenlebens, das wir sonst eher als eine chaotische Gemengelage empfinden. Wir stehen oft staunend, manchmal auch erschrocken vor dieser reichen Vielfalt, die in uns schlummert. Wir gewinnen Abstand und können dann verstehend und ordnend sortieren und unseren Job als Chef dieses Teams wahrnehmen. Es geht nicht darum, einzelne Stimmen zum Verstummen zu bringen. Vielmehr versuchen wir Wege zu finden, die widerstreitenden Bedürfnisse in Einklang zu bringen und etwas mehr Harmonie im inneren Team herzustellen.Klingt abstrakt? Funktioniert aber gut. In meiner ersten Coaching Ausbildung kursierte unter den Dozenten ein Running Gag. Was fällt den Teilnehmern als erstes ein, wenn sie an das im vergangenen Jahr Gelernte denken? Die Antwort: Das Innere Team.

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